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Globalisierung durch Modernisierung: Nachhaltigkeit ist Trumpf!

Ich gehörte zu denen, die sich vor gut drei Wochen in die Schlange gestellt haben, um Peter Thiel auf der Noah-Konferenz des Springer-Konzerns reden zu hören. Und ich gehörte auch zu denen, die nach dieser Rede wie elektrisiert waren von diesem Wakeup-Call, den der sagenumwobene Paypal-Mitgründer und Venture Capitalist den anwesenden Unternehmern und Startup-Gründern zurief: arbeitet hart an einer besseren Zukunft, gebt der Globalisierung eine zweite Chance und nicht zuletzt: schafft die Datenschutzgrundverordnung wieder ab.


Sie, die DSGVO, sei so etwas wie die stümperhafte Version der Internetzensur in China. Das war schon starker Tobak. Noch stärker aber war dieser Vergleich: die DSGVO sei ein Eingeständnis des Scheiterns, dass Europa nicht in der Lage sei, ähnlich erfolgreiche Internet-Konzerne zu kreieren wie die USA, und insofern das, was die Mauer für die DDR gewesen sei. Und schließlich: das Berlin Valley sei kein Abklatsch des Silicon Valleys, sondern ein Standort, der lediglich zwischen Freiheit und Freizeit oszilliert. Was für Berlin gelte, gelte für ganz Deutschland, ja, für ganz Europa.


Kurz darauf habe ich seinen Vortrag in der Tageszeitung „Die Welt“ vom 7. Juni nachlesen können. Und verflogen war die ganze Eindringlichkeit des gesprochenen Wortes. Übrig blieb der Eindruck von einem substanzlosen Rundumschlag ohne konkrete Handlungsvorschläge. Vielmehr machte sich bei mir auch mehr und mehr der Eindruck breit, dass Peter Thiel eine sehr beschränkte Ansicht von Europa, den europäischen Startups als auch über die DSGVO besitzt. Letzteres ist nämlich weder eine Internetzensur à la China noch eine Mauer, die das Scheitern Europas kaschieren soll. Nein, die DSGVO ermöglicht das erste Mal in Europa einen einheitlichen Rechtsrahmen über sämtliche EU-Staaten im Datenschutz und widerstrebt natürlich den amerikanischen Datenkraken, welche Persönlichkeitsschutz / Datenschutz per se als „geschäftsschädigend“ taxieren, da ihnen faktisch die Geschäftsgrundlage genommen wird (weswegen in den so „fortschrittlichen“ USA ein Flickenteppich im Datenschutz von Bundesstaat zu Bundesstaat besteht und damit keine Rechtssicherheit).


Es stimmt schon: Das Wort des ehemaligen regierenden Bürgermeisters von Berlin, Klaus Wowereit, wonach das nächste Einhorn – also ein Startup mit Marktkapitalisierung von mehr als einer Milliarde Dollar – aus Berlin kommen müsse, ist bis heute nicht eingelöst worden. Aber Startups bilden in Berlin inzwischen einen durchaus substanziellen Anteil am Arbeitsmarkt. Durchschnittlich, so sagt es der 5. Deutsche Startup Monitor des Bundesverbands Deutsche Startups, schaffen Startups durchschnittlich 13 Arbeitsplätze. Das ist bei knapp 2000 Startups allein in Berlin durchaus eine volkswirtschaftliche Größe. Doch natürlich: ein Einhorn ist nicht dabei.

Sind Einhörner denn wirklich das Maß aller Dinge? Trifft die Kritik von Peter Thiel eigentlich wirklich den Kern der Dinge? Ich meine: Nein.


In Europa – und vor allem in Deutschland, Österreich und der Schweiz – sind 90 Prozent der Unternehmen mittelständisch geprägt. Vor allem familiengeführte Firmen sind hierzulande das Rückgrat der Wirtschaft. Sie sind auf dem Weltmarkt erfolgreich, investieren mit Augenmaß und sind Meister in der Prozessoptimierung. Digitalisierung ist für sie kein Selbstzweck, sondern ein Baukasten für mehr Effizienz, weniger Prozessfehler und höhere Transparenz. Anders als die US-Companys suchen sie nicht zuerst Wachstum um jeden Preis, sondern nachhaltige Profitabilität. Sie investieren als Hidden Champions nicht in Sichtbarkeit, sondern in Sicherheit. Aber neben diesem erfolgreichen Mittelstand gibt es auch eine stetig wachsende Startup-Szene in Europa. London, Paris und Berlin, Stockholm und Zürich sind die Epizentren der Gründerszene.


Dabei steht die Frage im Raum, ob nun das amerikanische oder europäische Modell letztlich die präferierte Vorgehensweise darstellt, also Wachstum um jeden Preis oder nachhaltiges Wirtschaften und das Schaffen wahrer Wettbewerbsvorteile.

Branchengrößen wie UBER, Twitter, etc. müssen den Nachweis einer nachhaltigen Geschäftsentwicklung erst noch beweisen, auch wenn die Zahlen ohne Zweifel beeindruckend sind. Einzig stellt sich die Frage, ob das amerikanische Modell auch tatsächlich das Beste für die Gesellschaft an sich ist oder ob nur einige wenige davon profitieren. Europa ist anders. Hier beweisen die Startups und auch Mittelständler, dass Wachstum, Erfolg und Nachhaltigkeit im Einklang mit der Gesellschaft geht, was meiner Meinung nach die präferierte Variante ist.

Ich führe zwei Startups – Joinesty und actesy – von Berlin aus, obwohl das eine in Chicago und das andere in St. Gallen gegründet wurde. Warum? Weil Berlin eben nicht nur ein Standort zum Schlangestehen vor Nachtbars ist (wie Peter Thiel beobachtet hat). Sondern weil es Acceleratoren wie den Axel Springer-Konzern gibt, weil es Events gibt wie Noah und weil ich tagtäglich im Kontakt mit interessanten Menschen bin, die anpacken, investieren, entwickeln und Geschäfte machen. Berlin kann beides: Leasure und Leistung. Denn eines ist klar, ein Startup zu gründen und zum Erfolg zu führen ist vielmehr vergleichbar mit einem Ironman in den Alpen als mit einem 100-Meter-Sprint, mit viel Auf-und Abs, weshalb die schönen Ausblicke auf den Gipfeln und die ruhigen Momente an den Bergseen zur Erholung genutzt werden sollen. Dadurch ist der Ironman viel erträglicher zu bewerkstelligen.

Wir haben bei actesy ganz bewusst diesen Namen gewählt, der sowohl einen Anklang an „Act Easy“ als auch an „Accessibility“ hat. (Die Klangnähe zu „Ecstasy“ war da eher unfreiwillig.) Wir haben soeben Büros in Nordamerika eröffnet und bearbeiten von dort unsere ersten Leads für unser actesy-Framework, mit dem wir die alte und die neue IT-Welt miteinander verknüpfen. Connecting Digital Worlds ist unser Slogan, weil wir genau das tun: wir öffnen überkommene IT-Landschaften für Digitalisierung, Cloud Computing, mobile Computing und künstliche Intelligenz.

Wir schaffen ein Stück Globalisierung durch Modernisierung. Wir tun genau das, was Peter Thiel in Europa so sehr vermisst. Und wir fühlen uns durch eine Rede wie diese noch zusätzlich angespornt.

Wir werden vielleicht kein Einhorn. Aber wir werden unzählige mittelständische Unternehmen auf dem Weg in die Digitalisierung begleiten und erfolgreicher machen. Wir bauen keine Mauern, sondern reißen sie ein – zwischen digitalen Welten und zwischen den beiden Seiten des Atlantiks.

Unser Versprechen: Wir sind ein Stück Aufbruch in Europa. Von Projekt zu Projekt. Testen Sie uns.

Oder sagen Sie mir Ihre Meinung zu diesem und anderen Blogs. Ich freue mich auf Ihre Nachricht.

Andreas Imthurn Geschäftsführer

Für weitere Informationen kontaktieren Sie uns bitte auf info@actesy.com

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